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Osteoporose – Erkennen Sie Ihr Risiko rechtzeitig!

Wie erkennt man das Osteoporoserisiko? Was ist Osteoporose und wie entsteht sie? Welche Risikofaktoren gibt es? Wann sollte man zum Arzt gehen? Welche Behandlungen gibt es bei Osteoporose? Welche Maßnahmen zur Vorbeugung gibt es?

Herr Gogg: Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Zeit für Gesundheit. Unser Thema diesmal: Osteoporose - erkennen sie ihr Risiko rechtzeitig. Zusammen mit unseren orthopädischen Experten Dr. Willibald Walter und Dr. Martin Marianowicz. Wie erkennt man denn überhaupt sein Risiko richtig?

Dr. Walter: Es gibt verschiedene Formen oder Stufen. Osteoporose kann man wunderschön mit dem Ampelprinzip vergleichen. Grün, freie Fahrt, der Knochen ist in Ordnung. Gelb bedeutet Osteopenie, und es bedarf einer gewissen hab acht Stellung. Rot ist schließlich die Osteoporose, bei der man medikamentös vorgehen sollte. Das Problem ist, dass die Osteoporose eigentlich keinen Schmerz verursacht und erst symptomatisch wird, wenn es bereits zu spät ist. Deshalb fängt die Therapie der Osteoporose auch meistens viel zu spät an. Zu wenig Sport und falsche Ernährung können die Osteoporose zudem fördern. Merken kann man die Osteoporose jedoch nicht, da sie keine Schmerzen verursacht.

Herr Gogg: In meiner Kindheit war immer die Rede von Glasknochenkrankheit, ist das identisch zur Osteoporose?

Dr. Marianowicz: Die Glasknochenkrankheit hat mit der Osteoporose nichts zu tun. Bei der Osteoporose handelt es sich um eine Alterserkrankung, die vor allem bei Frauen überwiegend nach dem Wechsel und bei Männern ab 60 Jahren auftritt. Es ist also nicht nur eine Frauenkrankheit. Leider zahlen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Prävention nicht, das heißt erst wenn der Patient oder die Patientin einen Knochenbruch erleidet, kann eine Knochendichtemessung gemacht werden. Nur 25 Prozent der Betroffenen werden rechtzeitig therapiert, weil sie diese präventiven Untersuchungen machen.

Herr Gogg: Wie sehen sie bei der Diagnosefindung vor? Wie sieht die erste Untersuchung aus?

Dr. Walter: Man muss unterscheiden, ob es ein sportlicher Patient im Alter von 40 bis 60 ist oder ein unsportlicher Patient oder gar ein adipöser Patient. Es gibt gewisse Kriterien, bei denen ich sofort eine Osteoporose Untersuchung mache. Zum Beispiel Patienten, die sturzgefährdet sind. Durch Stürze und daraus folgende Knochenbrüche, gerade im Lendenwirbelbereich, aber auch im Kopf-Hals-Bereich und Schenkelhalsbereich, kann eine Osteoporose zum Vorschein kommen. Nimmt jemand viele Medikamente sind das auch Dispositionsfaktoren.

Herr Gogg: Wie porös muss man sich so einen Knochen vorstellen?

Dr. Walter: Der Knochen unterliegt im Laufe des Lebens einem ständigen Ab- oder Umbau mit Ab- und Aufbau. Wird mehr Knochen abgebaut als aufgebaut ist der Knochen ist nicht mehr so kräftig. Dann gibt es Therapieformen, bei denen der Knochenbau gehemmt wird oder der Aufbau unterstützt wird.
Es folgt ein Filmbeispiel einer Osteoporose Untersuchung mit anschließender Besprechung durch Dr. Walter.

Herr Gogg: Wie kann eine Osteoporose festgestellt werden?

Dr. Walter: Es gibt verschiedene Messverfahren: Ultraschall, CT-gesteuert und mittels Dual-Röntgen-Absorptiometry (DXA). Im weltweiten Vergleich werden mittels DXA die meisten Patienten untersucht. Auch die Strahlenbelastung während dieses Verfahrens ist sehr gering.

Herr Gogg: Gibt es auch Fälle mit jungen Osteoporosepatient*innen?

Dr. Marianowicz: Mit Mitte 30 ist der Knochen am stabilsten, bis dahin wird aufgebaut und ab dann beginnt ein Abbau von ungefähr einem Prozent pro Lebensjahr. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung haben eine manifeste Osteoporose wovon nur 25 Prozent wissen, dass sie sie haben und dementsprechend behandelt werden. Um der Osteoporose vorzubeugen, sollte man bestimmte Faktoren vermeiden. Hierbei ist Ernährung wichtig. Alkohol, Kaffee, Fette, Wurst und einseitige Ernährung spielen eine große Rolle. Es gibt aber auch genetische Faktoren, gegen die man nichts ausrichten kann. Trotzdem verbessert oder verschlechtert man diese durch seine Lebensweise.

Dr. Walter: Wenn der Knochen geschwächt ist, gibt man Kalzium und Vitamin D. Oftmals wird zu lange gewartet. Je früher die Osteoporose erkannt und versorgt wird, desto besser ist sie konservativ behandelbar.

Dr. Marianowicz: Die DXA ist also eine der sichersten und harmlosesten Untersuchungen. Wirbelkörperfrakturen heilen konservativ sehr gut, wenn man rechtzeitig behandelt wird und nicht wartet, bis alles völlig zusammengebrochen ist.

Herr Gogg: Früher hatte man immer das Gefühl, nur Frauen hätten Osteoporose. Ist das immer noch so?

Dr. Walter: Nein, Osteoporose ist sicherlich sowohl für den Mann als auch für die Frau erwerbbar. Die Frau bekommt es früher, in der Regel aufgrund der hormonellen Situation. Der Mann bekommt es etwas später. Prinzipiell sollten die Menschen sich einfach bewegen und die Belastung des langen Sitzens sollte reduziert werden. Bewegung ist die erste Form der Therapie einer noch nicht erkannten Osteoporose.

Herr Gogg: Wenn es zu einer Osteoporose gekommen ist, Stichwort Therapie, wie gehen sie da vor? Wie wird behandelt?

Dr. Walter: Eine ausgewogene Therapie, vielleicht unterstützend mit viel Kalzium, viel Vitaminen, Milch-, Käseprodukte, grünes Gemüse, Obst. Auch unterstützend durch Osteopathie, wenn man sieht, dass der Knochen schon etwas geschwächt ist, aber noch keine Osteoporose aufgetreten ist. Bei der Osteoporose gibt es die verschiedenen Behandlungsformen, das hängt von der Compliance der Patienten ab. Man muss ihnen das Krankheitsbild ganz genau erklären, sonst wird man in der Behandlung keinen Erfolg haben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Knochenaufbau zu fördern und auch Möglichkeiten den Knochenabbau zu verhindern, mit Hilfe von täglichen, wöchentlichen, monatlichen oder jährlichen Substitutionen.

Dr. Marianowicz: Es gibt inzwischen auch Antikörper, die den Knochenabbau hemmen, die halbjährlich bis jährlich gegeben werden. In diesem Bereich tut sich viel. Früher hat man beispielsweise Fluoride gegeben, die haben zu einer Verstärkung des Knochens geführt, aber nicht zu einer Minderung der Frakturhäufigkeit. Das heißt Stabilität allein ist nicht alles. Der Knochen, auch wenn man meint er ist völlig hart, ist ein flexibles System, das funktionieren muss. Es gibt auch Medikamente die Osteoporose fördern, zum Beispiel Patienten die lange Zeit Kortikoide genommen haben, aber auch zytostatische Therapien ziehen natürlich eine Osteoporose nach sich. Wenn man gesund leben will, sollte man auf Bewegung, Belastung, gutes Muskeltraining, eine gesunde Ernährung, Weglassen der Risikofaktoren was die Ernährung angeht und Sonneneinstrahlung achten. Immer wieder die Haut der Sonne aussetzen, aber nicht so dass man gleich einen Sonnenbrand bekommt.

Herr Gogg: Wenn man jetzt den Kalziumgehalt vergleicht, gibt es da Statistiken, dass unsere Mitbürger aus südlicheren Gefilden weniger Osteoporose haben als wir?

Dr. Walter: Na klar da gibt es ganz viele ausführliche Statistiken. Wobei sich das immer mehr annähert durch den Klimawandel und den sich verändernden Temperaturen. Aber in dem Fall profitieren wir davon. Man muss keine Angst haben vor Osteoporose, das ist nichts Dramatisches. Man stirbt nicht an Osteoporose, es ist blöd, wenn der schmerz auftritt, aber ich denke man kann 50 Prozent der Schmerzen vermeiden, wenn man rechtzeitig etwas tut. Deshalb nochmal der Appell eben an die Zuschauer, bewegen sie sich, ernähren sie sich ausgewogen, haben sie keine Angst vor Osteoporose.

Herr Gogg: Dann ganz herzlichen Dank nochmal für diesen Schlussappell meine Herren und diesen spannenden Austausch wieder zu diesem Thema Osteoporose. Das war Zeit für Gesundheit, bleiben sie gesund und wir sehen uns beim nächste Mal.

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